Ein Witz ist lustig, wenn die Pointe überrascht. Eine Pointe überrascht, wenn sie um die Ecke geht. Witze nehmen Wendungen, mit denen wir nicht rechnen. Dann lachen wir. Genauso wenig können wir mit Entwicklungen rechnen, die wirklich neu sind. Nur das Unbekannte überrascht. Das mag banal klingen und ist doch der entscheidende Unterschied im Wandel.
Überraschend neu?
Altbekannt? Wer trainiert Überraschungskompetenz? Wer denkt in Wendungen, mit denen keiner rechnet? Kannst du über witzige Ideen lachen, ohne sie auszulachen? Reagierst du wertschätzend, ohne sofort alles Unbekannte tot zu trampeln?
Wenn du Schmetterlinge willst, tritt nicht auf Raupen. Willst du Ideen, schenk ihnen Gehör, Freiraum und Zeit. Ideen sind wie Babys. Sie tragen Talente in sich, doch diese sind lange nicht zu sehen. Sie brauchen Liebe und Nahrung, um zu wachsen und zu gedeihen. Du kannst Ideen anhimmeln, küssen, füttern, wickeln, wärmen, weiterdenken, anreichern und schützen. Bitte tritt nicht drauf. Das wäre Verschwendung von Talenten. Nicht alle Ideen sind gleich wertvoll. Das unterscheidet sie von Babys. Die meisten Ideen sind Schrott. Doch das Wertvolle braucht Zeit und Aufmerksamkeit, um dich zu überraschen. Bist du offen für das, was die Entdeckerinnen und Entdecker bereits sehen?
Neues bedeutet immer, dass ein Mensch mehr sieht und sich bereits weiter ins Unbekannte traut. „Ich sehe was, was du nicht siehst“, beschreibt das Entdecken von neuen Optionen, Erkenntnissen, Ideen und Innovationen. Wer nicht so weit ins Überraschende vorgedrungen ist, halte sich bitte mit Kritik zurück. Fördert stattdessen die Sicht des Vorreiters. Reicht dem Sehenden ein Picknick, bietet Hilfe an und stellt produktive Fragen. „Geht nicht“ hingegen ist platt und outet die Person als überheblichen Fan des Bestehenden. Alles geht anders, das zeigt die ganze Menschheitsgeschichte. Also hört gespannt zu, was andere bereits sehen. Sie sind die mutige Vorhut. Wachsende Vorstellungskraft, die sich vom Bekannten lösen kann, ist eine trainierbare Kompetenz – genauso wie das Erfinden und Erzählen von Geschichten, Witzen und Worten.
Jedes Wort, das wir neu erfinden, könnte in ein paar Jahren im Duden stehen. Auch Feuerwerk und Geistesblitz waren einmal neu. Bergwerk, Schulweg, Pendlerpauschale, Radiergummi, Schlafsack, Kindergarten, Dachfenster, Heckenschere, Tortenheber, Umweltschutz, Landlust, Blumenwiese, Lagerfeuer, Nacktschnecke, Hundeleine, Maschendrahtzaun, Papierflieger und Menschenwürde waren alles neue Wort-Cocktails, bevor sie normal wurden. Vielen Menschen schmeckten die Worte, und sie wurden verbreitet. Heute denken wir nicht mehr über die Nutzung nach, sie sind üblich und Standard. Als hätte es sie immer gegeben.
Worte zu erfinden, ist einfach. In meinen Workshops kreieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in neuneinhalb Minuten hunderte neue Wortkombinationen. Darunter sind Popkater, Sternengarten, Respektbrause, Wertemuseum, Klingelwandel, rausberuflich, Tanzklinikum, Idolbar, Anbeißberuf, Faltenfalle, Kurventurm Monstergedächtnis, Spaßstrumpf, Ökolaune, Abenteuerfrust, Kaktusherz, Blumenleiter, Flyerfeier, Randnotizposaune, Nachtbunt, Machtverbesserer, Zaundecke, Wasserkran, Leistungskrawatte, Gleichgewichtskünstler und Changeplosion.
Was ist eine Changeplosion? Der Vorteil neuer Worte ist die Freiheit, den Begriff selbst mit Inhalt füllen zu können. Jeder neue Begriff ist leer und offen für eigene Inhalte. Schließen sich andere Menschen meiner Deutung an, setzt sich der Begriff durch. Ich stelle mir unter Changeplosion ein besonderes Aha-Erlebnis vor, eine außergewöhnliche Erkenntnis, die mich ermutigt, befähigt und die dauerhaften Wandel bringen kann. Für mich ist der Begriff positiv belegt, ein starker Impuls, eine Sichtweisen-Explosion. Ich kann hinter die Einsicht nicht zurück – sie ist gekommen, um zu bleiben.
Viele Medien behaupten, Menschen wollen nur negative Schlagzeilen. Das sei nun mal so. Deshalb bringen die Nachrichten im Radio und TV hauptsächlich Negatives. Muss das so sein? Ein 18-jähriger hat 2016 einfach angefangen, nach anderen Regeln zu spielen. Täglich veröffentlicht er GOOD NEWS in der größten deutschsprachigen Community für Gute Nachrichten auf Instagram und auf Facebook. Über 100.000 Fans folgen GOOD NEWS. Seine Nachrichten werden bis zu 61.000 Mal geteilt und 1,2 Millionen Mal gelesen. Eine fantastische Changeplosion – gekommen, um zu bleiben.
Als du Netflix kennengelernt hast, war Netflix bereits ein Teenager. Netflix hat 2013 drei Emmys für „House of Cards“ gewonnen und damit TV-Geschichte geschrieben. Nie zuvor gab es Emmys für eine Serie, die ausschließlich im Netz gestreamt wurde. Als Netflix 2015 sieben Golden Globes gewann, war Netflix bereits achtzehn Jahre alt, also volljährig. Achtzehn Jahre Zeit zum Reifen, damit du Filme sehen kannst, was, wann und wo du willst. Definitiv eine Changeplosion – gekommen, um zu bleiben.
Jeder Mensch ist anders! Wenn alle anders sind, dann sind wir darin alle gleich! Glaubst du das? Es ist die Kernfrage für alle weiteren Fragen. Für alle Modelle, wie wir arbeiten wollen, ist entscheidend, worin wir gleich und worin wir einmalig sind. Stimmst du zu, dass alle Menschen gleich sind im Anderssein? Du bist einmalig, wir sind besonders, und jeder Mensch ist einfach außergewöhnlich. Wie wirkt sich das auf unsere Gesellschaft aus, wenn wir davon überzeugt sind? Sind wir gleich im einmalig Sein? Ich meine, dass jeder Mensch anders ist als du und ich und dass wir alle einzigartig sind. Ich bin überzeugt, wir sind 100 Prozent gleich in unserer Einmaligkeit. Die gleiche Menschenwürde bei extremer individueller Unterschiedlichkeit. Diese Changeplosion bringt eine extreme Tiefe, wenn wir sie wirklich glauben. Und sie ist die Kernfrage, vor allen andere Fragen. Wie hältst du es im Leben, beim Arbeiten, in Geschäftsmodellen und gesellschaftlicher Teilhabe mit der individuellen Einzigartigkeit? Sind wir verbunden als Gleiche in der Vielfalt der Einzigartigen? Wirklich? Ist das deine Überzeugung? Dann lass uns alle Arbeits- und Gesellschaftmodelle daran messen und dann verändern. Wenn alle anders sind, können wir das Vergleichen sein lassen. Überheblichkeit löst sich auf in der Gleichheit der Besonderen. Es gibt kein besser oder schlechter, nur anders. Normalität ist die Einmaligkeit aller.
Der Mix aus deinem Charakter, deiner Familie, deinen Urahnen, deinen Talenten und Kompetenzen ist einmalig. Kein Mensch hat dieselben Erfahrungen wie du. Deine Sinne sind individuell ausgeprägt, dein Gehör, der Geschmacksnerv, Gefühle, der Geruchssinn, deine Sehkraft und dein Tatendrang. Nur du hast deine Kombination aus Wünschen und Bedürfnissen, dein Lachen, die eigene Melodie des Lebens und deine Lieblingsmusik. Einmalig sind dein Hüftschwung sowie der sportliche und berufliche Ehrgeiz. Woran glaubst du und wem vertraust du? Welche Tätigkeit erfüllt dich mit Sinn? Welches Menschenbild und welche Werte lebst du? Auch deine Stimmung am Morgen und deine Gesundheit, deine Krankheiten und Unfälle machen dich aus. Wofür stehst du auf, welche Leitsätze und Haltungen prägen dich? Welches Leid erfährst du, welchem Hass und welcher Liebe bist du ausgesetzt? Hast du Reisepläne? Gehörst du zu den sieben Prozent der Weltbevölkerung, die schon mal geflogen sind? Bist du mit fließendem Wasser aufgewachsen? Was regt dich auf? Liebst du Tiere? Große oder kleine Tiere? Hast du eine Hundehaarallergie? Was bringt dich aus der Fassung? Über welche Witze kannst du lachen? Zu welchen Liedern singst du mit? Welcher Stachel steckt in deiner Seele? Welche geliebten Menschen hast du bereits verloren? Hörst du zu oder redest du wie ein Wasserfall? Bevorzugst du Elektroclubs oder deinen Schützenverein? Genießt du finanzielle Sicherheit oder lebst du von der Hand in den Mund?
Das alles und noch viel mehr prägt dich und deine Einmaligkeit. Deinen Mix gibt es nur ein einziges Mal. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen, Seelenverwandtschaft und charakterliche Tendenzen. Doch im Ganzen aller Erfahrungen und Prägungen sind wir alle anders.
Worin sind alle Menschen gleich? Wir werden geboren, und wir werden alle sterben. Wir haben Grundbedürfnisse wie essen, trinken, schlafen, und uns eint der Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung. Wir suchen Gemeinschaft mit Freunden, Familie, Nachbarn und Gleichgesinnten. Alle Menschen wollen glücklich sein – individuell auf die eigene Art. Wir sind gleich darin, ein einmaliges Unikat zu sein. Jeder Mensch ist auf seine Art vollkommen und unperfekt perfekt. Wir alle haben Macken und Vorurteile. Auch im Wunsch, uns über andere zu erhöhen und besser zu sein, sind wir gleich. Es gibt keine Rassen, das ist ein rassistisches Konstrukt zur Erniedrigung von Menschen. Ein Mensch aus Ghana kann einem Menschen aus Dänemark genetisch näher sein als zwei Menschen, die beide Herr Müller heißen und aus Leipzig stammen. Viele Menschen, die heute leben, tragen rund zwei Prozent Neandertaler in sich. Wir sind gleich im Mensch sein, egal wo wir herkommen und hingehen.
Sind wir tief im Herzen davon überzeugt, dass alle Menschen gleich sind? Glaubst du an die Würde aller Menschen? Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland steht im Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Nehmen wir das ernst? Was wäre, wenn alle Menschen wirklich gleich wären? Halten wir das aus? Füllen wir das mit Leben? Nimmst du die Changeplosion an? Was wäre, wenn wir wirklich überzeugt wären, dass 7,8 Milliarden Menschen in ihrer Würde gleich sind und wir danach handeln würden? Was wäre, wenn alle ernst machen mit der unantastbaren Würde aller Menschen? Kannst du jeden Menschen in seinem Anderssein wertschätzen? Was wäre, wenn wir Menschen in ihrer Andersartigkeit gleich behandeln würden? Was wäre, wenn wir jeden Menschen als perfekt und einmalig ansehen würden?
Was wäre, wenn sich kein Mensch für das einmalige Sein rechtfertigen müsste? Kübra Gümüşay schreibt über ihr Leben: „Versuchen Sie mal, sich selbst einem anderen Menschen verständlich zu machen. Ihre ganze Person. Ihre Widersprüchlichkeit, Ihre Entwicklung, Ihre Ängste, Ihre Hoffnungen, Ihre Wünsche. Und stellen Sie sich vor, Sie müssten es immer wieder tun, täglich. Es ist erniedrigend. Erschöpfend. Beraubend.“ Das sind ihre täglichen Erfahrungen im Miteinander in Hamburg und auf Reisen. Warum muten wir Mitmenschen diese extreme Verschwendung von Kraft und Lebenszeit zu? Warum muss sich auch nur ein einziger Mensch anderen Menschen gegenüber rechtfertigen? Es ist sein und ihr Leben! Warum feiern wir nicht einfach alle Menschen? Jede Person ist anders als du und ich, und wir feiern sie alle! Was wäre das für eine Erleichterung und Ausbruch von Lebensfreude.
Gleich in der Würde.
Gleich darin, dass jeder Mensch einmalig ist.
Gleich darin, dass jeder Mensch ein Mensch ist.
Gleich darin, dass jeder Mensch anders denkt, fühlt, riecht, schmeckt, sieht, hört und redet.
Können wir zukünftig radikal an der Anerkennung aller Menschen arbeiten und gleichzeitig alle Unterschiedlichkeit wertschätzen? Gut oder schlecht? Unterschiedlich! Gleich in der Würde. Anders im Sein und Handeln. Können wir radikal alle Unterschiedlichkeiten und echte Vielfalt wertschätzen?
Stoßen wir darauf an – im Sternengarten mit Respektbrause!